Der Tigerschnegel 

Biologie - Im Terrarium - Im Garten


Einiges zur Biologie

Der Tigerschnegel (Limax maximus), auch Große Egelschnecke oder Leopardenschnecke genannt, ist in Europa weit verbreitet, in Deutschland heimisch, und nicht geschützt.
Der Tigerschnegel ist ein Zwitter, erreicht ausgestreckt eine Länge von 12 bis 18 cm, und wird bis zu zwei Jahre alt. Geschlechtsreife erlangt er mit etwa einem Jahr.
Wesentliches Merkmal des Tigerschnegels ist der Kiel, der sich vom Schwanzende bis etwa Körpermitte zieht. An Farben und Muster kommen die unterschiedlichsten Varianten vor.  Auf beiger, grauer oder brauner Grundfarbe kann die Zeichnung gepunktet, gefleckt, gestreift, gestrichelt oder gezackt sein, es gibt auch (selten) vollständig schwarze oder weiße  Exemplare.
Ursprünglich ein Waldbewohner, ist er als Kulturfolger heute  in Auen, Gärten, Parks und Industriebrachen anzutreffen, auch in feuchte Keller und Gebäudeteile kann er eindringen. Er bevorzugt naturbelassene und verwilderte Plätze, wo er sowohl genügend Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten als auch Futter findet.
Als Nahrung dienen ihm hauptsächlich Pilze, Flechten, sich zersetzendes pflanzliches Material, Kot und Aas, gelegentlich lebt er aber auch räuberisch, frisst Gelege anderer Nacktschnecken und greift auch ausgewachsene Wegschnecken an. Im Garten kann er zwar mal eine reife Gurke, eine Kartoffel oder eine abgefallene Tomate anknabbern, an frischen Grünpflanzen vergreift er sich eher selten.
Der Tigerschnegel gilt deshalb als Nützling. Da er nachtaktiv ist und im Allgemeinen nicht gehäuft auftritt, ist er wenig bekannt – und erleidet, einmal gesichtet, nicht selten das Schicksal seiner gefräßigen Kollegen. Die Wahl zum Weichtier des Jahres 2005 in Deutschland und 2018+2019 in Österreich sollte sowohl seinen Bekanntheitsgrad erhöhen als auch zur Schonung und Pflege dieser ganz besonderen Nacktschnecke beitragen.
Spektakulär ist sein Paarungsverhalten. In warmen Sommernächten - Hochzeiten sind die Monate August und September - verfolgen sich zwei paarungsbereite Tiere, wobei der Verfolger den Vorankriechenden am Schwanzende stimuliert, klettern hintereinander auf einen Baum oder Mauervorsprung, drehen sich mitunter Stunden im Kreis, lassen sich ca. 40 cm an einem Schleimfaden herab, um sich dann in luftiger Höhe eng umschlungen zu paaren.
Das übertragene Sperma können die Schnegel über mehrere Wochen speichern. Die Eiablage erfolgt bis in den Oktober hinein. Ein ausgewachsener Schnegel legt 100 bis 200 glasklare Eier ab, verteilt in kleinen Häufchen unter Moos und anderen lockeren und feuchten Verstecken. Nach 3 – 6 Wochen schlüpfen winzig kleine, in den ersten Tagen noch cremeweiße Schnegelchen. Da in der freien Natur bereits viele der Eier verrotten, ein Großteil der geschlüpften Tiere dann noch Fressfeinden oder Wetterbedingungen zum Opfer fällt, wachsen die Populationen jedoch nur langsam und es kommt zu keinem Massenauftreten der Schnegel.
Weiterführende Links:
www.mollusken-nrw.de/weichtier_des_jahres/weichtier2005.htm
www.naturschutzbund.at/weichtier-leser/items/id-20182019-tigerschnegel.html
www.schnegel.at/index.html?/arten/limax_maximus.html

Im Terrarium

Die Haltung im Terrarium – wobei zu beachten ist, dass der Tigerschnegel tagsüber schläft und erst abends hervorkommt – ist recht einfach, da er weder Heizung noch eine Beleuchtung benötigt. Als Bodenbelag eignet sich Baumrinde zum Drunter- und Dazwischenschlüpfen, darauf eine Schicht Moos, ein Stück Holz (Ast), evtl. ein umgestülpter kleiner Blumentopf als zusätzliches Tagesversteck. Dazu muss noch für genügend Feuchtigkeit gesorgt werden - am besten durch regelmäßiges Besprühen mit einem Pflanzensprüher – und für ausreichend Belüftung.  (Evtl. Stocknässe auf dem Boden mit Küchentücher aufsaugen.) Auch badet der Tiger gerne und freut sich über ein flaches Schälchen Wasser. (Vorsicht - schwimmen kann er nicht!). 

Wer paarungsbereite Schnegel hat und selbst züchten möchte, muss die Tiere in einem Terrarium halten, das mind. 60 cm hoch und so gestaltet ist, dass sich die Tiere an ihrem Schleimfaden abseilen können. Dann das Terrarium mit einem Pollenschutzvlies abdichten, die Kleinen schlüpfen durch jeden Spalt.
Von Natur aus sind Schnegel keine Kannibalen. Wenn sie allerdings in Gruppen im Terrarium leben, kommt es vor,  dass sich die größeren Tiere gegenseitig anknabbern, das kann sogar bis zum Totbeißen gehen. Es empfiehlt sich deshalb, in einem 60 - 80 l Terrarium nicht mehr als zwei geschlechtsreife Schnegel zu halten. Die Kleinen kann man im Allgemeinen problemlos bei den Großen lassen, zu eng sollte es aber auch da nicht werden.
Zu den Lieblingsspeisen der Tiger zählen Champignons, Gurken, eingeweichte Haferflocken, Katzenfutter. Letzteres versorgt sie mit tierischem Eiweiß, das sie benötigen, um zur Geschlechtsreife zu gelangen.  Außerdem gekochte Nudeln, Kartoffeln, Möhren, u.ä..
Über den Winter sollte das Terrarium an einen kühlen, aber frostfreien Ort (z.B. Garage od. Keller) gestellt werden. Da die Schnegel aktiv bleiben, solange die Temperaturen über dem Gefrierpunkt liegen, sollten sie auch während der winterlichen Ruhephase hin und wieder gefüttert werden. Auch muss man darauf achten, dass das Terrarium nicht austrocknet. Man kann sie aber auch in der warmen Wohnung behalten. Fällt die winterliche Ruhepause allerdings aus, tickt die biologische Uhr der Schnegel ungebremst weiter und ihre Lebensdauer wird sich entsprechend verkürzen. 

Im Garten

Nacktschnecken können zur Plage im Garten werden. Zu vielen unschönen - und zum Teil kontraproduktiven - Mitteln wird dann gegriffen, um die Schädlinge zu bekämpfen. Dabei fällt nicht selten einer zum Opfer, der eigentlich ganz besonders gehegt und gepflegt werden sollte: Der Tigerschnegel.  Nicht nur, dass er sich mit seiner Vorliebe für absterbendes Pflanzenmaterial, Kot und Aas als Putzhilfe und Humuslieferant im Garten nützlich macht, er betätigt sich nebenbei auch als Unterstützer im Kampf gegen seine schädlichen Kollegen! 
Der Allesfresser raspelt nämlich auch mal eine Portion Frischfleisch von einer vorbeiziehenden Wegschnecke ab, oder er plündert eines ihrer Gelege aus und futtert ein paar Jungtiere. Aggressiv gegenüber anderen Nacktschnecken verhält er sich vor allem während seiner eigenen Paarungs- und Eiablagezeiten. Dann kann es vorkommen, dass eine ausgewachsene Wegschnecke, die das Feld nicht freiwillig räumt, attackiert wird bis sie verendet.
Alles in Allem also eine Bereicherung für jeden Garten!
Falls Sie in einer Gegend wohnen, wo der Tigerschnegel eher selten anzutreffen ist, oder ihm Ihr Garten bisher zu sauber und gepflegt erschien, schaffen Sie ihm doch eine behagliche Ecke im Garten und setzen Sie ihn dort ab.
Ein ungestörter, schattiger und modrig-feuchter Bereich sollte das sein, möglichst naturnah gestaltet, wo er sich tagsüber gut verstecken, seine Eier ablegen und auch überwintern kann. Zum Drunter- und Dazwischenkriechen eignen sich locker liegende Steine, ein Laub- und/oder Holzhaufen, u.ä..  Auch im oder am Kompost hält er sich gerne auf.
Hilfreich ist kurzzeitiges Anfüttern mit einem zerschnittenen Champignon vom Supermarkt und zwei/drei Scheiben Gurke, am Abend ausgelegt. 

Wenn er sich wohlfühlt, wird er bleiben, sich tagsüber immer wieder in dasselbe Versteck zurückziehen, und sich nachts auf der Suche nach Futter oder einem Partner im Umkreis von 1 - 2 m bewegen. Und da er fleißig Eier legt, kann eine Anzahl von vier bis zwölf Schnegeln (wie, je nach Jahreszeit und Entwicklungsstadium der Tiere, in meinem BasisSet angeboten) in ein bis zwei Jahren bereits zu einer ordentlichen kleinen Putzkolonne in Ihrem Garten anwachsen.


Eier & Schlupf

Aus den anfangs glasklaren Eiern schlüpfen bei geeigneten Temperaturen bereits nach wenigen Wochen die kleinen Schnegel.

Im Terrarium

wird eine flache Wasserschale gerne zum Baden genutzt.

Im Garten

mag er's unaufgeräumt und versteckt sich gerne unter Steinen, Totholz und Wurzeln.